Der Pabst und der Libanon

oder was Bilder ausdrücken und Worte kaum zu sagen vermögen…

Eigentlich haben die beiden nichts gemeinsam. Allerdings kommt der neue Papst auch im Libanon gut an. Als ich heute Morgen (am Samstag vor Ostern) in einem Hotel in Beirut mit einem Concierge sprach, kamen wir rein zufällig auf den neuen Papst zu sprechen.

Anlass war zunächst die seit Jahren unsichere Situation im Libanon. Er erklärte mir, die (mir bekannten) Hintergründe der gesamten politischen Umstände der letzten 40 Jahre in wenigen Sätzen. Obwohl er Christ war, nahm er sich sehr für die Hisbollah ein. Er erklärte mir, dass wenn die Hisbollah nicht im Libanon wäre, es keinen Libanon gäbe, beziehungsweise der Libanon ein zweites Gaza wäre. Obwohl ich glaube, eine relativ objektive Sicht zu haben, musste ich ihm in einigen Punkten Recht geben. Überraschend für mich war, dass er obwohl er Christ war, sich für die Sache der Muslime stark machte.

Ich musste eigentlich mehr nickend zustimmen, als ablehnend verneinen, als er erklärte, dass Israel einfach seit Jahren zu weit geht. Als Deutsche(r) ist es schwierig eine Israel kritische Stellung zu beziehen, die Gründe sind bekannt, was ich ihm erklärte und er verstand.

Dann fragte er mich nach meinem Glauben und ich erklärte ihm, dass ich an das Gute im Menschen, das Gute generell und auch an einen gemeinsamen Gott glaube, den ich für frei bezeichenbar halte. Für mich ist dieser Gott weder weiblich, noch männlich, er heißt nicht Allah, Gott oder Buddha und darf genannt werden, wie jeder mag.

Allen und dem gleichen einzigen ist eines gemein: er will keine Lügen, keinen Betrug, sicher keinen Mord und keinen Totschlag, von Ehebruch, Neid und Geiz rät er ab, ebenso wie von allen unehrenhaften Handlungen. Die Muster der verschiedenen Verhaltenscodici ähneln sich so sehr, dass sie fast an copy & paste zur Promotionserlangung erinnern (das muss abgeschrieben sein!)…

Was an dieser politisch begonnenen und bei Religion endenden Unterhaltung besonders war: ein Papstbild, das uns so rührte und dem libanesischen Concierge und mir zeigte, dass unsere Werte, wenn wir denn gesund im Geiste und der Seele sind, die Gleichen sind: Bescheidenheit, Demut, Verzicht und dadurch Gelassenheit und Güte erringend, danach streben wir, das bewundern wir – vergessen wir es doch bei unser täglichen Hatz nach Geld und Ruhm und anderem Glitzergut, das uns verführt.

Franziskus der 2., den ich so nenne, weil er es wert zu sein scheint, nach dem ersten Franziskus der zweite zu sein. Vielleicht passt er in diese Fusspuren…

Wenn er denn so sehr seiner Kirche den Spiegel vorhält, die sich in Macht und Gier, Protz und Pomp schon so sehr verstrickt hat, dass Könige ob des Bestandes an Juwelen blass würden vor Neid, bleibt zu befürchten, dass die Bewusstmachung der fehlgeleiteten Kirche dazu führen könnte, dass ein gewaltsames Ende den plakativen Gesichtsverlust der katholischen Kirche beenden könnte.

Wir, der libanesische Concierge und ich, waren jedenfalls gerührt von dieser Geste, der Papst kniend auf der Erde, sein Holzkreuz verdeckend.

Möge der Gott an den er glaubt ihn beschützen und die Kirchen dieser Welt erkennen, dass man nicht mit Werten aus der weltlichen Welt Vorbild sein kann.

Demut, Armut, Verzicht und Bescheidenheit, das sind Insignien der kirchlichen Macht. Franziskus hat dies erkannt, mögen ihm viel folgen.

Dann bekommt Kirche wieder ihren Sinn.

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